Der menschliche Körper produziert das somatotropin (GH), ein Peptidhormon, das für Zellteilung, Proteinsynthese und Fettstoffwechsel verantwortlich ist. Ein Mangel kann sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen auftreten und führt zu unterschiedlichen klinischen Folgen.
Ursachen
Kategorie Typische Auslöser
Primär (endogen) Fehlbildungen der Hypophyse, genetische Mutationen im GH-Rezeptor, seltene angeborene Erkrankungen wie Laron-Syndrom
Sekundär Tumoren oder Strahlentherapie an der Hypophyse, traumatische Schädelverletzungen, systemische Erkrankungen (z. B. Morbus Addison)
Entwicklungsbedingt Fehlentwicklung des Hypothalamus/Hypophysen-Zirkel bei Säuglingen
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Klinische Zeichen
Kinder
Wachstumsverlangsamung (unterhalb der 5. Perzentilgrenze)
Kurzarmigkeit im Vergleich zur Körpergröße
Verzögerte Pubertät
Verminderte Muskelmasse, erhöhter Fettanteil
Erwachsene
Abnahme der Knochendichte → Osteoporose
Gewichtszunahme trotz gleichbleibender Aktivität
Müdigkeit, Depressionen
Reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit
Diagnostik
Anamnese & Körpermaße – Wachstumskurvenanalyse
Laboruntersuchungen
- Serum-GH (spätabends), IGF-1, IGFBP-3
Stimulationstests
- Insulin-Hypoglyämie-Test, arginin-Test oder glucagon-Stimulations-Test
Bildgebung
- MRT der Hypophyse (bei strukturellen Auffälligkeiten)
Therapieoptionen
Ziel Methode Besonderheiten
Wachstum fördern (Kinder) Recombinant GH-Therapie (subkutane Injektion) Dosierung nach Körpergewicht, Anpassung bei Nebenwirkungen
Symptomatik lindern (Erwachsene) GH-Supplementation, Kalzium/Vitamin D für Knochen Regelmäßige Überwachung von IGF-1-Spiegeln
Regelmäßige Blutuntersuchungen und Bildgebung sind verpflichtend.
Prognose
Mit moderner GH-Therapie erreichen betroffene Kinder oft ein normales Wachstum. Erwachsene profitieren von verbesserter Knochendichte, Muskelmasse und Lebensqualität – vorausgesetzt, die Behandlung wird konsequent fortgeführt und eng überwacht.
Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) ist ein wichtiger Wachstumsfaktor, der vor allem durch die Wirkung des Wachstumshormons (Somatotropin) reguliert wird. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Zellteilung, dem Zellwachstum und der Differenzierung von Geweben im Körper. In der Praxis wird das Serum-IGF-1 häufig als Marker für die Aktivität des Wachstumshormons herangezogen, weil es weniger schwankungsanfällig ist als das Hormon selbst.
Wachstumshormonmangel Ein Mangel an Wachstumshormon kann zu einer reduzierten IGF-1-Produktion führen. Bei Kindern äußert sich ein solcher Mangel meist in verzögertem Wachstum und niedrigem Körperbau, während Erwachsene häufig eine Zunahme von Fettanteil, Muskelabbau sowie Müdigkeit und Gelenkschmerzen erleben. Die Messung des IGF-1-Spiegels im Blut ist ein nützliches diagnostisches Verfahren: niedrige Werte deuten stark auf einen Mangel hin. Bei Verdacht auf einen Wachstumshormonmangel wird oft zusätzlich eine Provokationstestsuite durchgeführt, um die exakte Ausschüttungsfähigkeit des Hypophysenglands zu prüfen.
Überblick IGF-1 entsteht hauptsächlich in der Leber als Reaktion auf das ausgeschüttete Wachstumshormon. Sobald es ins Blut gelangt, bindet es an spezifische Rezeptoren in verschiedenen Geweben und aktiviert Signalkaskaden, die Zellwachstum, Proteinsynthese und Antiapoptose fördern. Der Spiegel von IGF-1 ist stark von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ernährung, körperlicher Aktivität und bestimmten Erkrankungen beeinflusst. In der klinischen Praxis werden IGF-1-Testwerte typischerweise in Bezug auf das Alters- und Geschlechtsnormale interpretiert; so können sowohl zu niedrige als auch zu hohe Werte Anlass zur weiteren Untersuchung geben.
Was sind eigentlich Hormone? Hormone sind chemische Botenstoffe, die von endokrinen Drüsen produziert werden. Sie gelangen über den Blutkreislauf zu Zielorganen oder -zellen und modulieren dort verschiedene physiologische Prozesse wie Stoffwechsel, Wachstum, Fortpflanzung und Stressreaktion. Im Gegensatz zu lokal wirkenden Signalmolekülen haben Hormone eine weitreichende Wirkung auf mehrere Organsysteme. Die Hauptklassen von Hormonen umfassen Steroidhormone (z.B. Östrogen, Testosteron), Peptidhormone (wie Insulin und Wachstumshormon) sowie Aminosäure-abgeleitete Hormone (z.B. Adrenalin). Ihre Wirkung wird durch spezifische Rezeptoren vermittelt, die nach dem Prinzip „Schlüssel-Schloss" arbeiten: nur das passende Hormon kann den entsprechenden Rezeptor aktivieren.
Insgesamt ist IGF-1 ein entscheidender Indikator für die Wachstumsstoffwechselbalance im Körper und liefert wichtige Informationen über die Funktion des Hypophysenglands sowie über den allgemeinen Gesundheitszustand. Regelmäßige Messungen in Kombination mit klinischer Untersuchung ermöglichen eine präzise Diagnostik von Wachstumshormonmangel, Überproduktion oder anderen Stoffwechselanomalien.